Description
Diese Einspielungen sind nicht ganz neu, stammen aus den Jahren 1998/99. Es sind Live-Einspielungen aus Mailand und Ingolstadt. Schade, hatte man sich doch auf eine wirklich aktuelle CD-Einspielung der grandiosen Pianistin Elisso Wirssaladze gefreut, ist sie doch eher rar auf den Podien zu hören, fernab von einer großen Pianisten-Karriere, aber umso bewundernswerter von den Kennern. Doch dieses Bedauern wird beim Hören dieser Chopin-Interpretationen schnell relativiert, ist doch diese Einspielung ein weiteres Beispiel für den unvergleichlichen individuellen Zugriff von Wirssaladze auf diese so oft gehörten Werke. In den Scherzi allein schon wird ihr Formdenken deutlich, das der thematischen Verarbeitung innerhalb dieser Werke vollauf entspricht. Dabei kreiert sie einen kristallinen, warmen und weichen Klang, der ihr Spiel so unverwechselbar macht. Dabei besticht zudem ihr erzählerisches Talent, mit dem sie den Zuhörer gefangen hält, ihn in die Tiefe der Werke Chopins hineinschauen lässt, vollkommen ohne sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Elisso Wirssaladze spielt allein zur Verwirklichung des Werkes. Dabei besticht ihr romantischer Zugriff und ihre kraftvolle Art ihres Spiels, die aufgrund der immer vorhandenen Reserven und der grandiosen Kontrolle des Anschlags zu diesem famosen Klang führt. Dass Wirssaladze eine introvertierte Ader, eine vielleicht sogar melancholische besitzt, hört man dann in den Darstellungen des Nocturnes. Doch genau das passt zusammen – und so werden auch diese unter den Händen dieser Pianistin zu faszinierenden Miniatur-Geschichten, erzählt mit Bravour in den glitzernden Momenten und mit eindringlicher Dramatik in den dunklen.
Carsten Dürer, Piano news 1/2005